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„Schüttes-Kreisel-Talk“ in Sachen Landwirtschaft: Zwölf Cent für ein Kilo Möhren sind einfach zu wenig!

09.11.2023
Vorschaubild zur Meldung: „Schüttes-Kreisel-Talk“ in Sachen Landwirtschaft: Zwölf Cent für ein Kilo Möhren sind einfach zu wenig!

Der Themenschwerpunkt bei der 15. Auflage von „Schüttes-Kreisel-Talk“ war die heimische Landwirtschaft.

 

Zu diesem interessanten Thema konnte Hengsens Ortsvorsteher am 5. November gleich zwei Experten mit großem Sachverstand an seinem Stehtisch begrüßen: Den Vorsitzenden des Landwirtschaftlichen Ortsvereins Holzwickede, Wilhelm Eickel sowie Ortslandwirt Maik Middelschulte, der mit seinem imposanten Traktor auf den Haarstrang gekommen war.

 

Bei einem kurzen „Warm up“ erfuhren Schüttes Gäste, dass es Anfang der 70er-Jahre noch 34 Bauernhöfe in Holzwickede gegeben hat, allein zwölf davon in Hengsen. 

Wie viele landwirtschaftliche Betriebe gibt es 50 Jahre später? „Insgesamt nur noch sieben – fünf in Hengsen und Opherdicke sowie zwei in Holzwickede“, so der Ortslandwirt.

 

Maik Middelschulte und Wilhelm Eickel beschrieben den Zuhörern sehr anschaulich, dass man als Landwirt von Jahr zu Jahr weniger auf dem Trecker, sondern dafür immer länger am heimischen Schreibtisch sitzt: „Die Bürokratie mit ihren unzähligen Vorschriften, Erlassen und Verordnungen nimmt nicht ab, sondern immer weiter zu!“

 

Als die erzielten Erträge, zum Beispiel für Möhren und Kartoffeln, angesprochen wurden, erinnerte sich eine Besucherin an ihren morgendlichen Blick in den Prospekt eines großen Discounters, begann zu rechnen und kam ins Grübeln: 

Für ein Kilo Möhren erhält der Landwirt nach eigener Auskunft vom Großhändler aktuell zwölf Cent – mit der Einschränkung, dass ca. 30 Prozent der verkauften Ernte überhaupt nicht vergütet werden. Diese Möhren – weil zu kurz oder zu krumm –  fallen bei der Abrechnung einfach durchs Raster. Im Supermarkt kostet das Kilo Speisemöhren aus deutscher Erzeugung laut Prospekt übrigens 1,29 Euro – wohlgemerkt im Sonderangebot. 

   Landwirtschaft 1 

Als die Hengserin nachfragte, ob man diese große Preisdifferenz verstehen muss, zuckte Landwirt Middelschulte sichtbar mit den Schultern und ergänzte: „Bei den Kartoffeln ist das ähnlich, für 100 Kilogramm bekomme ich aktuell 25 Euro, im Supermarkt zahlen sie 1,89 Euro – für einen 1,5 kg-Beutel!“ 

 

Wo wir gerade bei den Preisen sind: Für eine Tonne Weizen bekommen unsere Landwirte den Tagespreis von 187 Euro und damit 43% weniger als im Vorjahr.

 

Zurück zum Kreisel-Talk: Bei der Frage nach einem Hofladen auf dem Haarstrang, war bei den Landwirten ein Stirnrunzeln zu erkennen: „Aufgrund der vielen Vorgaben sowie der Personalnot dürfte das zurzeit einfach nicht zu stemmen sein“, so Wilhelm Eickel.

 

Worüber wurde an dem regnerischen Sonntag noch gesprochen? Die Fleischerzeugung auf den örtlichen Höfen geht immer weiter zurück, die gute Bodenqualität der Holzwickeder Felder ist einfach zu wertvoll, um dort Photovoltaikanlagen zu errichten, auf den Klimawandel muss sich natürlich auch die örtliche Landwirtschaft einstellen und die starke Zunahme von Krähen macht eine kostenintensive Nachsaat erforderlich. 

 

Auf die beliebte „Feldfahrt“ angesprochen, konnte Wilhelm Eickel etwas sehr Erfreuliches berichten: „Auch im Jahr 2024 wird der Landwirtschaftliche Ortsverein diese Traditionsveranstaltung wieder anbieten und vermutlich am 28. Juni (Freitag) mit Groß und Klein durch unsere Felder fahren.“

 

Volker Schütte: „Meine Besucher und ich haben erkannt, was für einen wichtigen, komplexen und nicht einfachen Beruf unsere Landwirte mit großem Engagement ausüben. 

  Landwirtschaft 2 

Damit das alles so weitergeht, sollten die Behörden auf Europa-, Bundes- und Landesebene auch in der Landwirtschaft endlich mit der versprochenen Entbürokratisierung beginnen. 

Auch über eine Anhebung der Erzeugerpreise gilt es nachzudenken. Bei dem Aufwand, der betrieben werden muss, sind zwölf Cent für ein Kilo Möhren einfach zu wenig! 

Ach ja, vielleicht sollten auch wir Holzwickeder uns nicht umgehend beschweren, wenn es mal ein wenig riecht oder die Straße vor unserer Haustür während der Ackerbestellung nicht sofort gereinigt wird. Das alles gehört zur Landwirtschaft dazu und wir können froh sein, dass es sie in Holzwickede noch gibt!“ 

 

Fotos: © Volker Schütte

 

Bild zur Meldung: Foto: © Volker Schütte

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